Nächster Schritt nach Baugenehmigung ist also die Erstellung der Prüfstatik. Der Prozess ist hier so, dass die Baubehörde einen Prüfstatiker beauftragt (wenn man selbst keinen benennt). Das ist in diesem Fall ein Ingenieur-Büro Reichenberger aus Eckernförde. Solange keine Prüfstatik vorliegt, darf man noch nichts machen. Interessanterweise schreibt das Amt dem Prüfstatiker auch die Art der Abrechnung (Zeit & Material) sowie Fristen vor und fordert ihn auf die Rechnung zur Prüfung ans Amt zu schicken. 

Eine Woche nach der Baugenehmigung (und zwei Mails in denen ich ihm schon einige Unterlagen / Fragen geschickt hatte) meldet er sich und fordert die Statikunterlagen für Mast und Fundament des Herstellers an. Weiterhin ein Baugrundgutachten welches von einem Bodengutachter erstellt werden muss. Die Statikunterlagen müssen in zweifacher Ausfertigung in Papier gesendet werden, die werden dann später beim Amt mit der Baugenehmigung abgelegt. Leider sind auch drei technische Zeichnungen in A0 dabei - also zum Copy-Shop. Die Statik-Unterlagen bestehen aus 100 Seiten, also 200 Seiten A4 zusätzlich gedruckt - immerhin zu Hause zu erledigen.

Dann also die Suche nach einem Bodengutachter. Ich hatte im Vorfeld bereits ein Angebot eingeholt, das erscheint mir mit 1500 EUR aber recht teuer. Vom Büro des Prüfstatikers lasse ich mir ein paar Namen geben und fange an zu telefonieren. Der erste will mir in den kommenden Wochen(!) ein Angebot schicken. Wir einigen uns dann aber darauf, dass er entweder ein Angebot abgibt, dass bis Mitte August / in vier Wochen abgearbeitet(!) ist oder aber absagt. Dazu habe ich noch ein weiteres Angebot angefordert. Mal sehen was jetzt passiert.

Das zweite Angebot liegt mit 1800 EUR unerwartet hoch, der Dritte meldet sich erst nachdem ich das erste Angebot bereits angenommen habe. Am 21. Juli also das erste Angebot angenommen, am 26. Juli werden die Bohrungen/Sondierungen durchgeführt (siehe Beitragsbild) - also schneller als erwartet.

Die fünf Meter tiefe Bohrung ergibt dann 30 Zentimeter Mutterboden und anschließend etwas was für mich wie "Lehm" aussieht. Kein Grundwasser. Der Geologe erkennt natürlich Unterschiede, Lehm besteht aus einer Mischung aus Sand, Schluff und Ton, für mich sieht alles gleich aus. Am 9. August ist das Bodengutachten da, also 2 Wochen ab Bohrung.

Effektiv kostet einen der Prozess des Bodengutachtens etwa einen Monat. Der Statiker braucht das Gutachten um die Statik zu prüfen, den Bodengutachter möchte man aber nicht vor der Baugenehmigung beauftragen. Man kann das verkürzen indem man den Bodengutachter schon während der Baugenehmigung aussucht und dann bei Erteilung direkt beauftragt.

Das Ergebnis des Bodengutachtens ist leider durchwachsen. Auf einer Tiefe von 1,10 Meter bis 2,10 Meter sieht der Gutachter "weiche Konsistenz". Die Empfehlung ist entsprechend (Zitat):

Die Kleinwindanlage soll auf einem Einzelfundament mit den Maßen (Länge x Breite x Tiefe) 3.0m x 3.0m x 1.0m aufgestellt werden (vgl. statische Berechnung).

    • Der Boden ist bis zum weichplastischen Beckenschluff bis auf ca. 2.10 m unter GOK zu entnehmen und gegen verdichteten Füllsand zu ersetzen.
    • Bei der Entnahme ist auf die Druckaustrahlung von 45° ab Unterkante des Einzelfundamentes zu achten.
    • Die sich langfristig ergebende hohe Wasserführung ist entweder statisch zu berücksichtigen oder aber über eine Ringdränage zu fassen und bei Anfall abzuführen.

Konkret heisst das, dass anstatt eines 3 x 3 x 1 Meter Lochs ein 5 x 5 x 2,1 Meter Loch zu graben ist. 😳 Der von mir beauftrage Bauunternehmer winkt ab weil bei dieser Tiefe ein Tiefbauer notwendig ist. Ich spare mir den Hergang zur Suche, am 18. August kommt mittags ein Tiefbauer zur Begehung und macht mir anschliessend ein Angebot. Die Schicht zw. 1 und 2 Meter Tiefe wird Mehrkosten im Bereich 4000 EUR produzieren und den Business Case entsprechend verschlechtern. Mehr zu den Konsequenzen der zusätzlichen Ausschachtung gibt es später im Artikel zum Tiefbau.

Zurück zur Prüfstatik. Da ist erst mal warten angesagt. Nachdem die dem Prüfstatiker vom Amt vorgegebene Frist um mehr als 2 Wochen verstrichen ist, bekomme ich am 19. September einen "1. Zwischenbericht zur Prüfung" per E-Mail zugesandt. In dem steht, dass die vorgelegten Unterlagen nicht den aktuellen DIN Normen entsprechen und die Prüfaktivitäten entsprechend erst mal ruhen. 

Ich hatte jetzt ehrlich gesagt damit gerechnet, dass der Prüfstatiker etwas zur Auslegung des Fundaments nach Gegenüberstellung von Hersteller-Statik und Bodengutachten sagt, nicht aber einen Expertendiskussion mit dem Masthersteller beginnt. Schliesslich ist die Maststatik bereits duzend-fach in Deutschland geprüft und die Anlage genau in dieser Form entsprechend oft aufgebaut worden. In Niedersachsen ist diese Anlage mittlerweile sogar verfahrensfrei zu errichten, nach Herstellerangaben befinden sich hier aktuell alleine 12 identische Anlagen im Bau.

Ich leite den Zwischenbericht an Braun und den Masthersteller weiter - mit Bitte um schnelle Kontaktaufnahme mit dem Prüfstatiker. Wenn die das nicht klären können, kann ich effektiv gar nichts machen. Hier also die Stelle im Prozess, wo es ganz massgeblich auf den Hersteller ankommt - und auf die Güte der zur Verfügung gestellten Dokumente.

Und zur Arbeit des Prüfstatikers (Ingenieur-Büros Reichenberger) haben wir aktuell den folgenden Status:

  • Das Amt beauftragt den Prüfstatiker in meinem Namen, bezahlen muss das natürlich ich.
  • Die vom Amt gesetzte Frist zur Stellungnahme des Prüfstatikers wird um mehr als zwei Wochen überschritten.
  • Meine Rückfrage beim Büro des Prüfstatikers mit Bitte um Status der Arbeiten zum Fristende (31. August) wurde gar nicht beantwortet.
  • Trotz Überschreitung der Frist wird lediglich ein Zwischenbericht, nicht aber eine abgeschossene Prüfung mit Nachforderungen abgeliefert.
  • Der Prüfstatiker kontaktiert nicht etwa den von mir per Kontaktdaten bekannt gemachten Hersteller der Anlage oder Mast-Statiker, sondern spielt zwei Themen aus der Statiker-Domaine an mich als Laien zurück.

Ich habe jetzt erst mal weder vom Prozess, noch von dem bisherigen Ergebnis ein gute Meinung. Aber warten wir mal wie es weiter geht...

Ich schreibe auch noch eine Mail an das Bauamt und bringe der zuständigen Sachbearbeiterin den Vorgang zur Kenntnis. Immer in der Hoffnung, dass ja vielleicht Prozesse auch mal in Frage gestellt oder verbessert werden. Immerhin ist das erklärte Ziel die Energiewende. 

Der ganze Prozess der Prüfung der Statik ist ärgerlich. Dass die Maststatik für jedes einzelne Bauvorhaben geprüft wird ist eine totale Verschwendung von Zeit und Geld und ein weiteres Hemmnis für Windenergie aus Kleinwindanlagen. Ich verstehe, dass man eine Prüfung des Untergrunds braucht um die Auslegung des Fundaments zu prüfen, das muss aber wirklich einfacher gehen.

Ich setze das Thema Prüfstatik in einem zweiten Teil fort - sobald das Thema geklärt ist.

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