Nachdem der Mast nun komplett montiert ist und auch die Elektrik anlagenseitig (also alles bis Wechselrichter) angeschlossen ist, kann das Richtfest stattfinden. Der Elektroanschluss ist hierbei notwendig, da der Generator ohne Last nicht betrieben werden und deshalb blockieren soll. Das erreicht man sanft über den Bremswiderstand oder direkt über einen Kurzschluss der Generatorphasen. Beides führt zu einem hohen Widerstand beim Drehen des Generators. Um die Bremswirkung vorab zu prüfen, dreht man die Repeller während der Mast liegt. Ohne Kurzschluss läuft der Generator ganz leicht. Mit Kurzschluss spürt man eine leichten Widerstand beim Andrehen. Der Widerstand steigt wegen der Induktion in den Spulen mit der Umdrehungsgeschwindigkeit.

Um die Lasten beim Stellen und Legen zu prüfen, machen wir eine Generalprobe. Die auftretenden Kräfte sind mit jetzt aufgebauten Geräteträger, Windfahne und Generator dramatisch höher als beim letzten Test: während die Mastspitze mit Mast flach liegend vorher ein Gewicht von ca. 200 kg zeigt, sind es mit den Aufbauten 500-600 kg. Wie sich zeigt ist das Anheben des Mastes über den Jütbaum mit unseren 47 PS Allrad-Schlepper dennoch kein Problem. Ein Problem ist allerdings das Abbremsen der Bewegung und das sanfte Wiederablegen: erstens sind die Bremsen des Schleppers nicht wirklich gut und zweitens hat man beim Auskuppeln und Wechsel von Gas auf Bremse kurz keinen Kraftschluss. Die kurze Zeit nutzt der Mast um Fahrt nach unten aufzunehmen. Das ist dann kaum abzubremsen. So ähnlich wie Anfahren am Berg - aber anders herum. Der Bock kann das bei 30 cm Höhe locker ab, einen Plan für das zukünftige Umlegen zur Wartung habe ich aber noch nicht. Für das Richtfest nehme ich mir auf jeden Fall vor sanft an und dann konstant weiter zu fahren. Auf keinen Fall stoppen bevor der Mast nach nahezu senkrecht steht...

Den ersten Termin um 16h schieben wir um 2 Stunden - dann ist der Wind weg. Viel ist es ohnehin nicht, das muss beim Stellen aber auch so sein. Eingeladen haben wir unseren Nachbarn, die mitwirkenden Handwerker und ein paar Freunde. Alle bis auf zwei Helfer halten sich beim Stellen 25 Meter entfernt. Der Mast ist während des Aufstellens extrem instabil. Lediglich auf zwei M20 Schrauben (Gelenke) gelagert, ist die Seitenführung sehr schwach. Ich stelle den Mast wie geplant in einem Zug auf. Ganz oben kippt er dann über das Gelenk auf den Mastfuss und wackelt grauselig. Nach kurzer Zeit ist Ruhe und die beiden Helfer drehen schnell die 11 Muttern am Mastfuss handfest. Geschafft - und mir fällt ein Stein vom Herzen...

Ein Video der kritischen Minute: https://youtu.be/hUSy799MtIs

Mit MoS2 abgeschmiert, werden die 11 Muttern anschliessend mit unserem Riesen-Drehmomentschlüssel kreuzweise mit den vorgeschriebenen 1440 Nm angezogen. Das ist trotz des 2 Meter Hebels Schwerstarbeit. Am nächsten Tag wiederholen wir das nochmal - die Verschraubung setzt sich anfangs.

Abschliessend (und nach einer kleinen Feier) wird nun der Abstand zwischen Fundament und Mastfuss mit Füllmörtel vergossen. Die bereits ausgerichteten unteren Muttern werden damit final fixiert. Ausserdem nimmt der Füllmörtel anschliessend einen grossen Teil der vom Mast eingeleiteten Kräfte auf: die gesamte Mastfussfläche ist nun mit dem Fundament verbunden und nicht nur über die Gewindestangen. Damit der Mast nicht am Füllmörtel klebt, haben wir ihn vorher mit Vaseline eingestrichen. Man braucht da ca. 200 Gramm. 

Bis zum Start des Betriebs fehlen jetzt immer noch der Wechselrichter und der Netzbetreiber wird noch einen zweiten Zähler setzen. Mein Bauleiter wird nach "Abnahme" durch den Prüfstatiker / die Bauaufsicht in der kommenden Woche dann auch die Fertigstellung ans Amt melden. Der zertifizierte Samen für die Blühwiese (Ausgleichsmassnahme Umweltschutzbehörde) ist auch angekommen, die Wiese wird jetzt auch angelegt.

Zurück zur Hauptseite.