Wie im Artikel Elektroinstallation (anlagenseitig) bereits eingeführt, kümmert sich bei dieser Kleinwindanlage ein Solarwechselrichter um die Bereitstellung des erzeugten Stroms im Hausnetz sowie um die Einspeisung dessen, was weder im Haus verbraucht, noch gespeichert werden kann.

Um nun diesen AC-seitigen Teil zu realisieren war ein ABB / Fimer Trio 7.5 gefragt. Das ist ein schon seit einigen Jahren im Markt verfügbares und erprobtes Gerät. Leider gestaltete sich die Beschaffung auch hier wieder schwierig. Wie bei vielen Wechselrichtern gab es Lieferprobleme - hier allerdings in einer verschärften Form. Die Firma Fimer (an die das Wechselrichtergeschäft von ABB verkauft wurde) kämpft nämlich aktuell mit der Insolvenz - entsprechend dürfte die Produktion mindestens gehemmt - wenn nicht zeitweise komplett zum Erliegen gekommen sein. Wie man als Hersteller von Wechselrichtern in der aktuellen Marktlage insolvent gehen kann ist mir schleierhaft, aber so ist es nun mal... Nachdem Braun mir bereits bei Bestellung der Kleinwindanlage einen Liefertermin im November genannt hatte, habe ich mich parallel auf die Suche nach Restbeständen und anderen Lieferanten gemacht. Nach einer umfangreichen Suche nach Lagerbeständen, habe ich ein Neugerät bei einem Online Händler geordert. Liefertermin laut dessen Website in 2-3 Werktagen, auf Nachfrage dann Ende August. Auf Nachfrage Ende August dann Mitte / Ende September. O.k...

Parallel dazu hatte ich sowohl auf eBay als auch auf Kleinanzeigen Suchen gespeichert. Das ist eine tolle Sache - jedesmal wenn etwas neu eingestellt wird, was den Suchkriterien entspricht, bekommt man eine Nachricht. Am 2. September macht es abends "Ping" und ich sehe ein Angebot für 250 EUR. Ein 3 Jahre alter Gebrauchter. Noch am gleichen Abend den Verkäufer kontaktiert und für 250 EUR plus Porto handelseinig geworden. Ganz unkompliziert war auch das am Ende nicht. Das Gerät war von Enpal (einem PV Vermieter) nachträglich beim Verkäufer gegen einen Hybridwechselrichter inkl. Speicher gewechselt worden und jetzt ohne Verwendung. Das Gerät war von Enpal leider "gelockt" und musste erst wieder frei gegeben werden. Der Enpal Support war da nicht hilfreich, aber so ein Problem löst man heute über Foren und Facebook-Gruppen. ;-) Am Ende also alles gut, ein sehr schönes - und wie sich herausstellte - voll funktionsfähige Gerät.

Der Wechselrichter ging jetzt zunächst an Braun - der hat ihn konfiguriert und eine fehlende Schnittstellenkarte nachgerüstet. Dann per Spedition zu mir.

Die meisten Bauherren von Kleinwindanlagen haben bereits eine PV Anlage auf dem Dach - so auch hier. Wie in einem vorhergehenden Artikel bereits erwähnt, führt das zu einem komplexen Messkonzept des Netzbetreibers: hier speisen ja nun abwechselnd oder gleichzeitig PV und Wind Wechselrichter Strom ins öffentliche Netz. Und dafür gibt es unterschiedliche Einspeisevergütungen. Der Netzbetreiber fordert also zwei Zähler um die Einspeisung messen und verrechnen zu können. Mein Angebot, statt einmal 7 ct und einmal 9 ct für die kWh zu erhalten, einfach immer die 7 ct zu nehmen, wurde leider nicht akzeptiert. Begründung: damit wäre der Energiemix (unterschiedliche Quellen Sonne und Wind) statistisch nicht mehr erfassbar. Man könnte das natürlich einfach anhand der Anlagengröße (23 kWp vs. 7.5 kWp) pauschalieren - das wäre aber zu einfach.

Im Resultat lief es also auf das Messkonzept D der SH Netz AG hinaus. Zwei Zähler in Kaskadenschaltung. Einer misst am Hausanschluss die Einspeisung der Summe aus Wind und Sonne, der andere misst nur die Einspeisung aus PV. Aus der Differenz bekommt man dann auch die Einspeisung Wind heraus. Im Ergebnis hat das eine Reihe von Konsequenzen: etliche Diskussionen zur Verkabelung mit dem Elektriker, dauerhaft ein zweiter Zähler mit entsprechender Zählermiete, der zusätzliche Zähler muss von SH Netz gesetzt werden, und eine deutlich kompliziertere Verkabelung im Haus...

Das Messkonzept erfordert, dass der Strom aus der Windkraftanlage erst mal zum Hausanschluss geführt werden muss und von dort entweder ins Haus "zurück" fließt oder eingespeist wird. Also ein dediziertes Kabel vom Wechselrichter im Stall zum Haupthaus. Jetzt lag da noch ein 5 x 1.5 mm2 Reserve-Erdkabel, das für eine Maximalleistung von 7.5 kW und ca. 50 Meter Leitungslänge auch gerade noch ausreichend wäre. Schön gedacht, geht aber nicht. In der Beschreibung des Wechselrichters sind die Kabelquerschnitte je nach Abstand zum Hausanschluss vorgegeben. Durch die höhere Impedanz dünnerer Kabel arbeitet sonst der Wechselrichter nicht zuverlässig... Da steht nun also bei bis zu 60 Metern die Anforderung an das Kabel mit 5 x 6 mm2. Im Ergebnis wieder 300 EUR Materialkosten und einen Tag buddeln mit Freunden. Dieses mal allerdings nicht mit dem Bagger, sondern per Plaster aufheben, graben, Kabel in Sand rein, zuschütten, Plaster wieder drauf.

Die Integration des Wechselrichters mit dem Braunschen Schaltschrank (Solarkabel und RS485 Steuerleitung) und den Anschluss des AC Kabels im Stall habe ich wieder selbst gemacht und dann vom Elektriker kontrollieren lassen. Den neuen Schaltschrank und die Verkabelung im Haus hat der Elektriker dann direkt gemacht, hier waren das ca. eineinhalb Mann-Tage Aufwand.

Auch wenn der neue Zähler noch nicht gesetzt ist, so ist jetzt im Prinzip alles einsatzbereit und kann getestet werden! 

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