Wenn es zu einem Gespräch über die Kleinwindanlage kommt, dann sind die erste Fragen die Folgenden:

  1. Wieviel leistet die?
  2. Was kostet die?
  3. Ist die laut?

Beim Grossteil dieses Beitrags wird es um 2. gegen, also die Kostenseite der Anlage. Das Thema Business Case kommt auch vor, ist aber ohne vorliegende Erträge nur eine Schätzung. Bei den Kosten werde ich zu den einzelnen Gewerken häufig von / bis Spannen und Einsparungspotenziale benennen. Je nach Zielsetzung erlaubt das künftigen Kleinwindanlagen-Erbauern sich die Investition auch schön zu rechnen. :-) Alle Preisangaben sind Brutto-Preise. Soweit man einspeist und eine Gewinnerzielungsabsicht hat (und damit ein Gewerbe betreibt), kann man die Investition natürlich steuerlich absetzen und auch mit Netto-Werten rechnen.

Anlage: Die Anlage bestehend aus einem 7.5 kW Generator, 12 Meter Kippmast sowie der Anlagensteuerung / Wechselrichter liegt zum aktuellen Zeitpunkt bei ca. 34000 Euro. Der endgültige Preispunkt ergibt sich bei Braun erst nach Abschluss der Prüfstatik - wenn der Umfang der Lieferung final festgelegt wird. Das erschwert die Vorab-Berechnung des Business Cases weil man nicht weiß was ca. ein Jahr nach Beginn des Projektes auf dem Zettel steht. Eine Indikation bekommt man aber frühzeitig über ein unverbindliches Angebot. Der Preisbereich ist hier natürlich abhängig von Generatorleistung, Mast und Extras gross und muss individuell angeschaut werden. Einsparungspotenziale gibt es wenige, mir fällt nur der Schleifring am Anschluss Generator zu Mast ein. Der erspart einem das jährliche Enddrillen der Leitung im Mast. Weil die Wartung ohnehin jährlich ansteht, habe ich auf diesen Komfort verzichtet. Zur Anlage muss man noch Montagearbeiten rechnen, ich habe da insgesamt sicher 10 Tage mit verbracht.

Tiefbau: Dieser Posten hat vermutlich die größte Preisspanne. Die hängt am Ende nicht nur von der individuellen Preisgestaltung des Tiefbauers ab, sondern auch ganz erheblich von den örtlichen Gegebenheiten. Wer bei dem Thema selbst Hand anlegen kann und will, hat erhebliches Einsparpotential. Die teuerste Komponenten sind hier nicht das verbaute Material sondern die Arbeitskosten. Zu den örtlichen Gegebenheiten zählen: Länge des Grabens von Mast zur Anlagensteuerung und - abhängig von Messkonzept des Netzbetreibers - bis zum Hausanschluss. Gestaltung des Fundaments sowie ggf. notwendiger Austausch des Bodens. Bauliche Massnahmen wie Plaster anheben/verlegen, Bohrung Hauswand etc. Preislich liegt das Minimum wohl um die 5000 EUR für Beton, Bewehrung und Bagger-Miete. Realistisch ist das nur wenn man selbst Tiefbauer ist und seine eigenen Kosten nicht ansetzt. Kommt zu diesem Minimum ein langer Graben dazu und muss wie bei uns auch noch Erdreich unter dem Fundament ausgetauscht werden (siehe Bodengutachten / Prüfstatiker), dann werden das ganz schnell 20000 und mehr Euro. Im Business Case lag ich da ordentlich daneben. Lindern konnte ich das nur indem ich einen zusätzlichen 40 Meter langen Graben zwischen Stall und Haus mit Freunden selbst unter das Pflaster gelegt habe. Das war dann aber auch nicht fachmännisch mit 60 cm Tiefe, viel Sand und Trassierband wie bei unserem 170 Meter langen Graben vom Mast zum Stall.

Elektrik: Auch die Elektrik hat eine grosse von-bis Spanne. Aber auch hier ist viel Eigenleistung möglich. Ist man wie ich nicht selbst Elektromeister, kann man dennoch alles bis zum Anschluss an das Hausnetz selbst machen und lässt es dann vom ohnehin notwendigen Elektriker abnehmen. Auch hier spielen wieder örtliche Gegebenheiten hinein, namentlich wieder die Länge des Erdkabels, der Renovierungs- und Erweiterungsbedarf in der Hausverteilung und das geforderte Messkonzept. Der Material-Anteil am Gewerk ist allerdings deutlich höher als beim Tiefbau, alleine das Erdkabel von 170 Metern schlägt mit ca. 1200 EUR zu Buche. Im eher unrealistischen Fall, dass die Anlage 20 Meter vom Haus steht und keine Zählerkaskade gefordert ist, können das 2000 EUR sein, es können aber auch 6000 EUR und mehr werden.

Amt, Architekt: Die Gebühren für Bauvoranfrage und Bauantrag sind vernachlässigbar - am Ende unter 500 EUR. Beim Architekten gibt es eine enorme Spanne von einem hohen dreistelligen Betrag bis hin zu 5000 EUR die uns angeboten wurde. Das Service-Spektrum ist breit und reicht von der schieren Vorlage beim Bauamt (darf man nicht selbst machen, siehe Artikel) bis hin zu "Full-Service" und Bauleitung. Wir lagen hier am unteren Ende, hatten aber einiges an Arbeit mit den Unterlagen und einen Tiefbauer der die Bauleitung mitgemacht hat. Schlimmer als das Amt sind die vom Amt erzeugten Folgekosten, namentlich die Statik und der Naturschutz...

Statik: Zu dem Thema habe ich in diesem Blog ja schon viel geschrieben. Im Business Case hatte ich den Statiker ganz vergessen, den Bodengutachter aber schon. Daran erkennt man wie wenig Ahnung ich hatte... Wenn die Anlage einen Bauantrag erfordert ist sowohl ein Prüfstatiker als auch ein Bodengutachten nicht zu vermeiden. Im besten Fall sind das ca. 1500 EUR für das Gutachten und 1500 EUR für den Statiker. Das wird aber nur klappen wenn man einen vom Bauamt anerkannten Statiker selbst beauftragt. Bei uns waren wegen der Doppelprüfung und Beauftragung durch das Amt am Ende 3200 EUR fällig. Ist aber wahrscheinlich der höchste Preise den ein Kleinwindanlagen-Erbauer jemals gezahlt hat...

Naturschutz: Die Auflagen der unteren Naturschutzbehörde haben auch ihren Preis, namentlich für Ausgleichsmassnahmen, "Naturschutzrechtliche Ausgleichszahlung" und bei uns die Fledermausbox. Die Ausgleichsmassnahmen kann man bis auf eine zertifizierte Regio-Mischung selbst machen, beauftragt kostet sowas vielleicht 500 EUR. Die Ausgleichszahlung betrug 650 EUR und die Fledernmausbox von Braun schlägt mit 1000 EUR zu Buche. Die Spanne liegt also zwischen 650 und 2100 EUR - je nach Auflagen und Eigenleistung. Die Verluste durch Abschaltung bei Fledermausflug sind wohl eher gering und gehören auch zur Ertragsseite. 

Zubehör: Hier sollte man auf jeden Fall noch mal 1000 EUR kalkulieren. Schweres Werkzeug wie den Drehmomentschlüssel oder das Stahlseil vom Jütbaum zum Schlepper kann man sich auch leihen, es gibt aber einfach regelmässig kleinere Ausgaben links und rechts die man korrekterweise ansetzt.

Das waren die Einzelposten und ich mache mal ein paar Szenarien auf:

Bau in Niedersachsen ohne Bauantrag mit Mast direkt neben dem Haus und überhaupt ohne Komplikationen und Eigenleistung überall: 42650 EUR

Best Case andere Bundesländer mit Mast direkt neben dem Haus und ohne Komplikationen und Eigenleistung überall: 46650 EUR

Worst Case mit Komplikationen bei örtlichen Gegebenheiten und geringer Eigenleistung: 71600 EUR

Nimmt man eine Ertragsprognose von 5500 kWh im Jahr mit leicht steigenden Stromkosten für die kommenden Jahre und rechnet das ohne Kapitalkosten und ohne steuerliche Betrachtung, so kommt man nach 15 bis 17 Jahren auf einen Break Even. Aber nur, wenn man eines der ersten beiden Szenarien trifft. Der Weg über den Bauantrag beschert einem i. W. den Prüfstatiker und das zwingende Bodengutachten. Daneben geringe Gebühren und sehr viel Wartezeit. Aber natürlich auch Sicherheit. Die Auflagen Naturschutz sind auch ohne Bauantrag zu beachten. Die Auswirkungen auf den Business Case sind da, das macht es aber nicht fett. 

Erhebliche Auswirkungen haben alle Tätigkeiten die man in Eigenleistung erbringen kann sowie eben die individuellen Gegebenheiten vor Ort. Das macht dann die Spanne von 47 bis 72 Tausend EUR aus. Bei uns war eigentlich alles etwas komplexer als "normal", ausserdem wollten wir auch alles "richtig" machen. Eigenleistung war am Ende erheblich, namentlich beim Tiefbau, sehr viel Elektro, die komplette Montage und Mitarbeit / Koordination bei allen Gewerken. 

Bei uns hat sich der Business Case während des Vorhabens kontinuierlich von "o.k." nach "vielleicht" verschoben. Es kommt jetzt auf reale Erträge, Strompreisentwicklung, Defekte und Betriebsdauer an. Weggelassen habe ich in der Betrachtung übrigens auch noch Rückbau-Massnahmen bei Ausserbetriebsetzung. Dafür müsste man auch noch was zurück stellen. ;-)

In Summe bleibt, dass man Windkraft im Kleinformat nicht wegen Rendite macht. Dafür sollte man sich eher an einem Windpark beteiligen. Während bei der PV der Treiber bei den allermeisten "Geld sparen" und erst deutlich später "Beitrag Energiewende" und noch später "Begeisterung für die Technik" ist, dürfte es bei Kleinwindanlagen gerade anders herum sein.

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