Die ersten Internet-Recherchen zu Kleinwindanlagen führten uns direkt um die Ecke zu EasyWind. Das war gerade zu Corona-Hoch-Zeiten und eine Besichtigung der Beispielanlagen auf einem Uni-Campus war nicht möglich. So sind wir also los und haben uns Kundenanlagen angeschaut. Vorzugsweise bei viel Wind. Man findet die hier alle 30 km. Wir hatten von kleinen EasyWind Anlagen gelesen, die waren zu dem Zeitpunkt aber schon nicht mehr im Programm.

Der Charme an kleinen Anlagen ist, dass sie ggf. verfahrensfrei ablaufen. Dabei muss man zwar alle Vorschriften (welche?) einhalten, man kann aber ohne Baugenehmigung arbeiten. In Schleswig-Holstein ist die Grenze der Verfahrensfreiheit 10m von Boden bis höchster Punkt der Flügelspitze. Niedersachsen hat diese Grenze gerade auf 15 Meter angehoben und damit ein grosses Lob verdient.

Der Nachteil an kleinen Anlagen: sie lohnen sich überhaupt nicht. Das Verhältnis von eingesetzten Mitteln zu Ertrag wird mit kleinen Anlagen immer schlechter. Oder anders herum - je größer, je effektiver. Nicht ohne Grund wachsen die Windräder in den Himmel. Große Windräder sind am Ende die billigsten Methode Strom zu erzeugen. Viel günstiger als das Verbrennen von fossilen Energieträgern oder erst recht Atomkraft (von Endlagerung ganz zu schweigen).

Aber zurück zum Thema... Das Thema kleine verfahrensfreie Anlage vs. genehmigungspflichtige größere Anlagen sollte uns längere Zeit beschäftigen. Zunächst schauten wir uns also die EasyWind 6 an. Ein typischerweise auf einem 20 Meter Mast installierter 6 kW Generator mit einem 6.2 - 6.8 Meter Rotor. Die Anlage ist eine verhältnismässig alte und komplexe Konstruktion. Die Propeller werden wie bei den grossen Anlagen passend zur Windstärke angestellt und ein Getriebe sorgt für eine zum Generator passende Umdrehungszahl. Steht man direkt vor der Anlage hört man neben den Windgeräuschen Zusatzgeräusch von der Verspannung und dem Getriebe. Dafür dreht der Rotor langsamer als bei direkt angetriebenen Windrädern. Mit den Getriebeproblemen die ich noch vom Windpark Rottelsdorf kannte, war mir das (berechtigt oder unberechtigt) nicht sympathisch.

Die nächsten Anlagen die wir uns anschauten sind die von Braun Windturbinen. Der Hersteller hat ein grosse Palette von Generatoren und Masten, die Diskussion um die Dimensionierung war also aufgemacht. Braun hat auch ausgesprochen viele Referenzangaben die wir uns nach Vermittlung anschauen konnten. Die engere Auswahl fiel dann auf eine verfahrensfreie 3.5 kW Anlage auf 7 Meter Mast und eine genehmigungspflichtige 7.5 kW Anlage auf 21 Meter Mast. Beide haben wir angeschaut und beide haben uns gut gefallen. Einer der Referenzkunden (3.5 kW Anlage auf 7 Meter Mast) hatte die Anlage 30m von Schlafzimmer entfernt und keine Lärmprobleme. Die Braun Generatoren drehen schneller als die EasyWind Anlage und verzichten auf ein Getriebe. Damit ist das sicher die robustere Konstruktion - auch wenn es ein wenig Effizienz kosten wird.

Für beide Varianten haben wir komplette Business Cases angefertigt. Die waren im Sinne Kosten / Nutzen fast identisch. Die Kleinwindanlagen erreichen erst nach 16 Jahren den Break Even. Mit einem Schaden kann man den Break Even auch ganz verpassen, mit noch kleineren Anlagen ist das sogar garantiert...

Vor der Baugenehmigung hatte ich Respekt, insoweit ging die Tendenz lange in Richtung der kleinen Anlage. Ein Blick auf die Ertragsprognose und gemessene Windverhältnisse gaben dann aber am Ende den Ausschlag für die große Anlage. Nur mit der 7.5er Anlagen haben wir ein Chance die Energielücke im Winter zu schliessen. Die kleine Anlage würde uns immer zu wenig liefern. Nachdem man so ein Teil vermutlich nur einmal baut am Ende also die Grosse, zumindest wollten wir jetzt mal deren Genehmigungsfähigkeit prüfen.

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